Eine Methode zur Entwicklung marktreifer Produkte. Ein Minimum Viable Product (Abkürzung: MVP) ist das „kleinste funktionsfähige Produkt“. Es kommt zum Einsatz, um im Zuge der Entwicklung von Produkten grundlegende Funktionen schrittweise zu testen. Durch das Kundenfeedback ist es möglich, in jeder Iterationsschleife Optimierungen am MVP vorzunehmen, bis schließlich ein marktreifes Produkt entsteht. Dieses Produkt ist an die Bedürfnisse der Kunden:innen angepasst.
Was ist ein Minimum Viable Product? Definition, Anwendung und Beispiele
Die Entwicklung und Vermarktung von Produkten ist ressourcenintensiv. Wenn am Ende des Prozesses ein Produkt steht, das auf dem Markt schwache Absatzzahlen erzielt, hat ein Unternehmen viel Kapital, Mühe und Zeit verschwendet. Um das Risiko eines Fehlschlags zu reduzieren, gibt es das Konzept vom Minimum Viable Product.
Ein Minimum Viable Product (MVP) ist auf die nötigsten Kernfunktionen beschränkt. Dennoch bietet es den Kunden:innen schon in der ersten Entwicklungsstufe einen konkreten Nutzen und kann gemäß seinem Zweck eingesetzt werden. Kunden:innen testen die Funktionen vom Minimum Viable Product und geben ein Feedback ab.
Auf Basis dieses Feedbacks erfolgt die weitere Entwicklung des Produkts. Dabei wird das Produkt auf Grundlage der Erkenntnisse aus dem Kundenfeedback stetig verbessert. Dieser Prozess erfolgt in mehreren Iterationsschleifen, bis ein marktreifes Produkt entwickelt werden kann, das den Anforderungen der Kunden:innen entspricht.
Anwendungsbereiche vom Minimum Viable Product
Der Begriff „Produkt“ ist im Kontext vom Minimum Viable Product nicht nur auf physische Produkte anwendbar. Ursprünglich stammt das Konzept aus der Software-Entwicklung. In seinem Werk „The Lean Start-up“ griff der Unternehmer und Autor Eric Ries die bereits seit den 90er-Jahren existierende Idee des Minimum Viable Products von Frank Robinson auf und entwickelte sie im Rahmen seiner Lean Startup-Methode weiter.
Mit dem Werk von Eric Ries wurde das Minimum Viable Product bei Unternehmern weltweit bekannt. Obwohl im Buch „The Lean Startup“ für die Software-Entwicklung vorgesehen, kam das Minimum Viable Product zunehmend auch in der Entwicklung physischer Produkte zum Einsatz.
Das Konzept des Minimum Viable Products ist auch auf Dienstleistungen und Geschäftsideen anwendbar. Um zu prüfen, ob eine Dienstleistung oder eine Geschäftsidee auf dem Markt Zuspruch findet, werden auf dem Markt zunächst die grundlegendsten Bestandteile der Dienstleistung bzw. der Geschäftsidee angeboten und auf Basis des Feedbacks von Kunden:innen stetig optimiert.
Abgrenzung zum Minimum Marketable Product und zu Prototypen
Für Missverständnisse sorgen vereinzelt Vergleiche des Minimum Viable Products mit dem Minimum Marketable Product (MMP) und mit dem Prototyping.
Das Minimum Marketable Product unterscheidet sich vom MVP dahingehend, dass es nicht nur funktionsfähig, sondern auch marktfähig ist. Es umfasst mehr als nur die Kernfunktionen und richtet sich mit seinen Features an konkrete Bedürfnisse der Kunden:innen. In der Regel handelt es sich um eine Weiterentwicklung des MVPs, die das Resultat mehrerer Iterationsschleifen ist.
Prototypen sind, anders als das MVPs, nicht zwingend funktionsfähig. Sie dienen oft der äußerlichen Visualisierung einer Idee und der Prüfung der technischen Umsetzbarkeit. Auch zu Prototypen kannst du dir bei deinen Kunden:innen ein qualitatives Feedback einholen. Allerdings erhältst du bei der Vorstellung von Prototypen – anders als beim MVP – weitaus weniger oder gar keine Daten zur Bewertung der Nutzungseigenschaften. Denn Kunden:innen können an einem Prototyp kaum bzw. gar keine Funktionen testen.
Im Innovationsprozess von Unternehmen ist keine Entscheidung für oder gegen MVP, MMP oder Prototyp erforderlich. Oft koexistieren diese drei Methoden, wobei der Prototyp den ersten Schritt der Entwicklung eines Produkts darstellt. Daraufhin folgt die Entwicklung mehrerer MVPs und schließlich die Entwicklung des Minimum Marketable Products.
MVP: Vorteile und Herausforderungen
Das Minimum Viable Product (MVP) fördert die Innovation in Unternehmen. Permanente Innovation ist eine der Kernanforderungen in einer digitalisierten und schnelllebigen (Geschäfts-)Welt. Auch wenn nicht alle Branchen und Unternehmen gleichermaßen von der Dynamik des Marktes betroffen sind, lässt sich generell festhalten: Wer sein Produkt heutzutage nicht frühzeitig auf den Markt bringt, riskiert, dass es beim Markteintritt veraltet ist oder zumindest nicht mehr den Anforderungen der Kunden:innen entspricht.
Ein MVP schafft an dieser Stelle Abhilfe. Denn mit dem MVP realisierst du einen schnellen Go-To-Market. Das Feedback des Marktes zu jeder Version des MVPs zeigt das Verbesserungspotenzial auf, das du in der Iteration umsetzt. Du erkennst aus dem Feedback außerdem die Risiken deiner Idee und kannst sie in einer neuen Version des MVPs besser bewältigen.
Durch die Optimierungen gelingt es dir zügig, ein marktreifes Produkt mit einer hohen Chance auf Erfolg zu entwickeln. Da du das MVP lediglich mit den Kernfunktionen ausstattest, fällt der Aufwand zur Anpassung des Produkts im Rahmen der Iterationsschleifen gering aus. Somit sparst du dir bei der Arbeit mit einem MVP den größten Aufwand und die höchsten Kosten für die letzten Schritte der Produktion auf.
Dies sind alle Vorteile auf einen Blick:
- Minimierung von Risiken bei der Entwicklung eines Produkts
- Einsparung an Aufwand und Kosten in den ersten Schritten der Produktion. Dies entspricht dem modernen Lean Management.
- Feedback der Nutzer:innen begünstigt eine detaillierte Anpassung des Produkts an den Bedarf auf dem allgemeinen Markt
- Schnelle Reaktion auf sich kurzfristig ändernde Marktanforderungen
- Viele Anwendungsbereiche: Entwicklung physischer sowie digitaler Produkte, Entwicklung von Dienstleistungen und Entwicklung von Geschäftsmodellen
Herausforderungen:
Zu den Herausforderungen bei der Anwendung eines MVPs zählt für etablierte Unternehmen der Bruch mit der Tradition. Insbesondere für etablierte Unternehmen, die in den vergangenen Jahrzehnten mit ihren kaum veränderten Geschäftsmodellen erfolgreich waren, ist es schwer vorstellbar, den Kunden:innen ein nicht marktreifes Produkt zu präsentieren und sich Feedback zur weiteren Produktion einzuholen.
Allerdings kehrt allmählich ein Wandel ein, und Unternehmen zeigen eine höhere Innovationsbereitschaft. Im Zuge dessen wenden sogar Big Player in ihren Innovationsteams die Methoden von Start-ups an, wie zum Beispiel die von Eric Ries beschriebene Lean Startup-Methode mit dem Minimum Viable Product (MVP) als integralen Bestandteil.
Eng mit der Herausforderung, mit bestehenden Traditionen zu brechen, ist auch das folgende Problem verknüpft: Erfahrungsgemäß haben Gründer:innen und Entwickler:innen bereits zu Beginn des Produktionsprozesses eine konkrete Vorstellung von ihrem Produkt. Diese Vorstellung zu verwerfen und die Weiterentwicklung des Minimum Viable Products dem Feedback der Nutzer:innen anzupassen, kann den Verantwortlichen viel Selbstüberwindung abverlangen.
Nicht zuletzt ist sogar bei einer großen Innovationsbereitschaft eine weitere Herausforderung gegeben. Die kosteneffiziente Anwendung des Konzepts vom Minimum Viable Product erfordert Erfahrung, Wissen und Fachkompetenz. Daher ist es für Unternehmen sinnvoll, sich im Development des Minimum Viable Products von Expert:innen betreuen zu lassen.
Zum marktreifen Produkt mit dem Minimum Viable Product: Beispiele für die Anwendung
- Dropbox: Die Gründer von Dropbox hatten noch kein Produkt erschaffen, doch sie wendeten sich trotzdem an ihre Nutzer:innen. Sie erstellten ein Demo-Video zur Beschreibung von Dropbox und den Funktionen. Weil die Idee auf Zuspruch stieß, entwickelten die Gründer das geplante Tool tatsächlich und wurden mit der Umsetzung ihrer Idee zu Multimilliardären. Dropbox ist ein Beispiel dafür, wie das MVP auf digitale Produkte angewendet werden kann.
- iPhone: Das iPhone ist zwar nie ein Minimum Viable Product gewesen. Doch die Historie der einzelnen Versionen ist ein ideales Beispiel dafür, wie das Konzept des MVPs auf physische Produkte angewendet werden kann. Anfangs war sich das Unternehmen nicht sicher, ob die Nutzer:innen ein Mobiltelefon mit einer Bildschirmtastatur und den weiteren innovativen Funktionen überhaupt mögen würden. Daher entwickelten sie das erste iPhone so, dass es auf Grundfunktionen beschränkt war. Mit der Zeit brachte die Marke neue Versionen des iPhones auf den Markt und passte sie den gestiegenen Marktanforderungen an.
Das Minimum Viable Product (MVP) ist im Entwicklungsprozess von digitalen und physischen Produkten, Dienstleistungen sowie Geschäftsideen von großer Bedeutung. Gemäß Definition ist das MVP das kleinste funktionsfähige Produkt und enthält somit nur grundlegende Funktionen. Durch das Feedback der Nutzer:innen zur ersten Version vom MVP ist es Unternehmen möglich, es weiterzuentwickeln und zu optimieren. So kommen Unternehmen in der Praxis mit jeder Version des MVPs dem marktreifen Endprodukt näher. Das permanente Feedback der Kunden:innen und seine Berücksichtigung im Entwicklungsprozess führen dazu, dass die Arbeit mit dem MVP dazu verhilft, die Risiken bei der Produktentwicklung zu bewältigen und die Chancen auf einen erfolgreichen Produktlaunch zu steigern.
FAQ
Welchen Zweck hat ein Minimum Viable Product?
Ein Minimum Viable Product dient dazu, Feedback zu den Grundfunktionen eines Produkts einzuholen, um auf Basis dieses Feedbacks Weiterentwicklungen am Produkt vorzunehmen. Das Ziel ist der Produktlaunch eines mehrfach von Kunden:innen getesteten Produktes, das den Anwender:innen den größtmöglichen Nutzen bietet und ihre Bedürfnisse am besten anspricht.
Wann sollte ein Minimum Viable Product Anwendung finden?
Start-ups und etablierte Unternehmen sollten vom Minimum Viable Product (MVP) dann Gebrauch machen, wenn sie teure Entwicklungs- und Produktionszyklen haben. Zudem empfiehlt sich der Einsatz des MVPs in schnelllebigen Branchen und bei innovativen Geschäftsmodellen.