Ein Verfahren zur Visualisierung von Ideen. Unter dem Prototyping ist der Prozess zu verstehen, der zur Entwicklung eines Prototyps führt. Ein Prototyp ist der grobe Entwurf eines angestrebten Produkts. Ob es sich dabei um ein digitales oder ein physisches Produkt handelt, ist unerheblich. Die Praxis zeigt, dass das Prototyping außerdem bei der Entwicklung von Dienstleistungen Anwendung finden kann. Dieser Beitrag enthält unter anderem Informationen über die verschiedenen Arten und den Prozess des Prototyping.
Was ist Prototyping? Definition und Arten
Die Geschäftswelt ist in den vergangenen Jahrzehnten schnelllebiger geworden. Aufgrund der Digitalisierung und des zunehmenden Aufkommens disruptiver Start-ups sind die Anforderungen an den Entwicklungsprozess von Produkten gestiegen. Das Endprodukt muss den Vorstellungen der Nutzer:innen akkurat entsprechen, ansonsten finden sie auf dem Markt eine Alternative. Die Konkurrenz ist nämlich immens.
Immer mehr Unternehmen sind daher auf einen schnellen Entwicklungsprozess der Produkte bedacht, um auf dem Markt vom First Mover Advantage zu profitieren – oder um zu verhindern, dass ein über mehrere Monate entwickeltes Produkt bei der Marktveröffentlichung nicht mehr den aktuellen Anforderungen der Nutzer:innen entspricht. Um einen schnellen und zielführenden Produktionsprozess zu erreichen, gibt es das Prototyping.
Mittels Prototyping visualisieren Unternehmen ein Produkt oder zumindest eine Teilkomponente davon. Daraufhin holen sie sich ein Feedback von ihren Kunden:innen ein oder ziehen eigenständig erste Erkenntnisse aus der Entwicklung des Prototyps. Anhand der Informationen aus dem Feedback oder durch eigenständige Erkenntnisse erlangen Unternehmen im frühen Entwicklungsstadium einen Eindruck von den Stärken und Schwächen ihres Prototyps und können sie in der weiteren Entwicklung berücksichtigen.
Die Methode des Prototypings ist in der Software-Entwicklung populär. Darüber hinaus kann sie bei der Produktion physischer Produkte zur Anwendung kommen. In diesem Bereich ist der Einsatz von 3D-Druckern im Prototypenbau in den vergangenen Jahren populär geworden. Auch Dienstleistungen können mittels Prototyping getestet werden, um weiterentwickelt zu werden. Es gibt verschiedene Arten des Prototypings, die sich je nach Anwendungsbereich für den Prototypenbau mehr oder weniger gut eignen.
Throwaway Prototyping
Diese Methode kommt im frühesten Entwicklungsstadium von Produkten zum Einsatz. Das Ziel ist es, grundlegende Ideen besonders schnell zu visualisieren, um eine Kernfunktion oder eine Teilkomponente des angestrebten Produkts zu testen. Nach dem Feedback wird der Prototyp verworfen.
Häufige Anwendung findet das Throwaway Prototyping in der Softwareentwicklung. Wer ein grundlegendes Feedback der Nutzer:innen zur Software möchte, ist gut damit beraten, den Prototyp schlank zu designen, da die Nutzer:innen ansonsten zu einem ästhetischen Feedback neigen und ein Feedback zu den Funktionalitäten der Software dadurch zu kurz kommt.
Rapid Prototyping
Das Ziel dieser Methode ist die schnelle Erstellung eines Prototyps. Am bekanntesten ist diese Methode bei der Entwicklung von physischen Produkten. Beispielsweise kann auf Basis einer technischen Vorlage in kürzester Zeit ein Prototyp im 3D-Drucker erstellt werden.
In der Softwareentwicklung kann das beschleunigte Prototyping ebenfalls zum Einsatz kommen, indem beispielsweise Codes automatisch generiert werden, um erste Eindrücke von den Bausteinen einer Software zu erhalten.
Funktionales Prototyping
Grundsätzlich charakterisiert sich ein Prototyp dadurch, dass er eine sehr grundlegende Version des Endprodukts ist und keinerlei Funktionalitäten aufweist. Nichtsdestotrotz entwickeln Unternehmen manchmal Prototypen von Software und statten sie zumindest mit einigen Funktionen aus. Sie testen damit einzelne Funktionen der Software isoliert und legen damit den Grundstein für die Entwicklung eines Minimum Viable Products (MVP).
Vorteile und Herausforderungen von Prototyping: Mit Prototyping Ideen konkretisieren
Die folgenden Vorteile hat das Prototyping:
- Ideen schnell konkretisieren
- Eignung und potenzielle Probleme von Produkten sowie Ideen frühzeitig identifizieren
- Geringer Aufwand und geringe Kosten in den ersten Schritten der Produktion
- Schnelle Veränderungen an Prototypen möglich, um auf kurzfristig veränderte Marktbedingungen und Kundenanforderungen zu reagieren
- Herausforderung: Mut zur Innovation
Das übergeordnete Ziel im Prototyping besteht in der Konkretisierung von Ideen. In der eingangs erwähnten Definition von Prototyping haben wir erläutert, dass Kunden:innen ein Produkt erwarten, das ihren Anforderungen genau entspricht.
Angesichts des zügigen Wandels der Kundenanforderungen in der digitalisierten Geschäftswelt ist die schnelle Markteinführung von Produkten wichtig, um die Anforderungen zu erfüllen. Auf dem Weg dorthin ist der Bau von Prototypen nahezu unerlässlich. Denn durch Prototypen erlangen Unternehmen ein erstes Feedback dazu, welche Probleme das Produkt oder eine Teilkomponente davon birgt und wie der Prototyp zu optimieren ist.
Im weiteren Vorgehen der Produktentwicklung wird auf die Erkenntnisse aus dem Prototyping zurückgegriffen, um darauf basierend stärker ausgereifte Versionen des Prototyps zu entwickeln. So nähern sich Unternehmen durch eine iterative Vorgehensweise in der Produktentwicklung schrittweise einem marktreifen Endprodukt an. Unternehmen holen zu jedem Prototyp von Kunden:innen Feedback ein und kommunizieren jeden Entwicklungsschritt im Team, um ihre Ideen zu testen und zu optimieren.
Durch die zügig durchgeführten Iterationsschleifen mit grundlegend designten Prototypen und Produktversionen erreichen Unternehmen einen schnelleren und kosteneffizienteren Markteintritt. Auf kurzfristige Änderungen der Kundenanforderungen können Unternehmen im Prototyping schnell reagieren und somit bei Markteintritt des Endprodukts eine hohe Anpassung an die Kundenbedürfnisse gewährleisten.
Als einzige Herausforderung im Prototyping verbleibt die teilweise geringe Innovationsbereitschaft in Unternehmen. Den Kunden:innen einen nicht ausgereiften Prototyp zu präsentieren und diese aktiv zu Feedback zu animieren, ist vor allem für nicht innovative Unternehmen eher ungewöhnlich. Mit Blick auf die Möglichkeit der Kosteneinsparung, die innovativen und disruptiven Geschäftsmodelle von Start-ups als Bedrohung und die generell steigende Bedeutung des Innovationsmanagements sollten sich Unternehmen dem Prototyping gegenüber offen zeigen.
Prototyp: Beispiele aus der Softwareentwicklung und aus der Entwicklung von physischen Produkten
Beispiele für das Prototyping sind der Klick-Dummy und der Papier-Prototyp.
Der Klick-Dummy ist ein Beispiel für Prototyping in der Softwareentwicklung. Er ist eine grobe Version einer digitalen Anwendung, die rudimentäre Funktionen aufweist, sodass Nutzer:innen mit dieser Version zumindest in geringem Ausmaß interagieren können. Man kategorisiert den Klick-Dummy als Low-Fidelity-Prototyp. Dies ist eine Variante von einem Prototypen, der noch nicht fertig designt ist und lediglich der Prüfung der funktionellen Eignung eines Produkts dient.
In der Entwicklung von physischen Produkten kommen vereinzelt äußerst triviale Prototypen zum Einsatz. Ein Beispiel ist der Papier-Prototyp. Dieser Prototyp ist aus Papier gebastelt und veranschaulicht eine Idee äußerst grob. Der Papier-Prototyp steht exemplarisch dafür, wie kostensparend und einfach das Prototyping zur Visualisierung einer Idee angewendet werden kann.
Das Prototyping dient dem Test einer Idee. Bei der Idee kann es sich unter anderem um eine Software, einen Gegenstand oder eine Dienstleistung handeln. Das Ziel ist es bei jedem Prototyp, Feedback von Kunden:innen einzuholen und die Eignung des angestrebten Endprodukts zur Befriedigung der Kundenbedürfnisse zu testen. Jeder Schritt im Prototyping führt zur Annäherung an ein marktreifes Produkt. Da ein Prototyp äußerst rudimentär ist und daran normalerweise kaum oder gar keine Funktionalitäten getestet werden, folgt auf das Prototyping in der Regel der Entwurf eines Minimum Viable Products (MVPs).
FAQ
Warum sind Prototypen so wichtig?
Prototypen ermöglichen es schon in der Anfangsphase der Produktentwicklung, grundlegende Probleme zu identifizieren. Mit diesem Wissen lassen sich Optimierungen in der Produktentwicklung frühzeitig vornehmen und Fehler in Endprodukten mit höherer Wahrscheinlichkeit vermeiden.
Wo wird Prototyping eingesetzt?
Am weitesten verbreitet ist das Prototyping in der Softwareentwicklung und bei physischen Produkten. Seltener, aber ebenfalls möglich und teilweise vorkommend ist das Prototyping zum Test und zur Optimierung einer Dienstleistung.
Ist Prototyping agil?
Prototyping zählt zu den agilen Methoden in Unternehmen, weil es sich dabei um eine flexible und proaktive Vorgehensweise in der Produktentwicklung handelt.